Eggenberger setzt Siegeszug fort
Verglichen mit der Premiere von La Roche stand beim zweiten Bergrennen im Kalender des Suzuki Grand Prix weniger das Gespür für die optimale Linienwahl im Vordergrund als der Mut zum Risiko. Die Strecke in den Klettgauer Rebbergen ist nämlich technisch weniger anspruchsvoll, dafür gibt es zahlreiche Mutpassagen, in denen man ohne schweren Gasfuss gehörig Zeit verliert. Noch heikler wird die Aufgabe, wenn das Wetter für unterschiedliche Verhältnisse zwischen Trainings- und Rennläufen sorgt, wie es am vergangenen Samstag der Fall war. Wie schon im Greyerzerland wiesen natürlich Leute wie Fabian Eggenberger oder Giuliano Piccinato, welche in ihrer Karriere bereits an zahlreichen Bergrennen teilgenommen hatten, gegenüber den Slalomspezialisten des Suzuki GP einen unbestreitbaren Vorteil auf. Cupleader Eggenberger erzielte denn auch im trockenen Training die Bestzeit des achtköpfigen Feldes, wo man vergeblich nach dem Vertreter des Flammer-Teams Ausschau hielt. Christian Zimmermann hatte nämlich den Nennschluss der Veranstaltung verpasst, und weil das Reglement keine Nachmeldungen erlaubt, mussten die Glarner den Lauf von Oberhallau als Streichresultat abbuchen. Sandro Fehr erwies sich wie beim ersten Bergrennen als Eggenbergers härtester Widersacher. Nachdem er im ersten Versuch sogar genau die gleiche Zeit wie der Zürcher herausgefahren hatte, blieb er auch im zweiten Training mit 0,27 Sekunden Rückstand auf Tuchfühlung. Konnte der Ostschweizer dem Tabellenleader hier gefährlich werden, oder hatte dieser seine Karten noch nicht aufgedeckt? Wir werden es nie wissen, denn kurz vor dem ersten Wertungslauf öffneten die im Verlauf des Morgens aufgezogenen dunklen Regenwolken ihre Schleusen. Durch den Wetterumsturz wurden die Karten neu gemischt, galt es doch nun, völlig ohne Erfahrungswerte auf der nassen Piste gleich auf den ersten Metern voll zu attackieren. Diese schwierige Aufgabe meisterte der mit allen Wassern gewaschene Fabian Eggenberger wie erwartet am besten, und nach dem Rennen meinte er denn auch: „Ich habe gegenüber der Konkurrenz den Vorteil, dass ich angesichts meiner Erfahrung meist schon nach der ersten Kurve spüre, was es erträgt, und mich nicht allmählich an die Grenze herantasten muss.“ Während Eggenberger also voll angriff, agierte Sandro Fehr nach eigenen Aussagen viel zu defensiv: „Ich merkte zwar in jeder Passage, dass ich zu langsam war, dennoch schaffte ich es nicht, mich zu überwinden. Ich fuhr wie mit angezogener Handbremse.“ Die Quittung war fast 1,9 Sekunden Rückstand auf Eggenbergers Bestzeit, wobei die übrigen Teilnehmer bei diesen Bedingungen allerdings noch mehr Terrain verloren als Fehr. Gastfahrer Piccinato, der wie Eggenberger die Strecke bestens kannte und auch schon viele derartige Situationen erlebt hat, war mit dem dritten Rang gar nicht zufrieden: „Sicher habe ich mit dem Suzuki Swift weniger Erfahrung als Fabian, aber ich beging keine grossen Fehler, die eine Einbusse von zwei Sekunden rechtfertigen. Eine kurze Probefahrt mit einem weiteren Cupauto bestärkt mein Gefühl, dass das von mir ausgeliehene Exemplar nicht optimal läuft.“ Glücklich war hingegen Reena Jani, welche Piccinatos Zeit auf die Hundertstelsekunde genau egalisierte. Sie bestritt zwar ihr erstes Bergrennen, doch ihre Rundstreckenerfahrung in einer Rennwagenserie hat der jüngeren Schwester des künftigen Porsche-Werkfahrers Neel Jani sicher geholfen, auch bei schwierigen Umständen ohne allzu grosse Hemmungen zur Sache zu gehen. Von den vier verbleibenden Piloten zog sich Andreas Saner am besten aus der Affäre, allfällige Hoffnungen auf einen Podestplatz konnte der Laufentaler angesichts seines Rückstandes bereits jetzt begraben. Rechtzeitig auf den zweiten Lauf trocknete die Strecke grösstenteils ab, und so mussten sich die Teilnehmer erneut umstellen. Um den sechsten Saisonsieg unter Dach und Fach zu bringen, brauchte Eggenberger angesichts seines Riesenvorsprungs eigentlich nicht mehr zu forcieren, dennoch war er erneut der Schnellste. Fehr büsste allerdings bloss 0,22 s ein und rückte wegen des Nullers des Flammer-Teams kampflos auf den zweiten SGP-Zwischenrang vor. Im Kampf um Platz 3 hatte schliesslich Piccinato die Nase vorn, dennoch hat der Bättwiler keine Lust mehr auf weitere Experimente mit dem Swift. Reena Jani ging den letzten Lauf zu verhalten an, den vierten Rang konnte ihr aber niemand mehr streitig machen, und so gewann sie auch das familieninterne Duell mit Vater Mukesh, der in La Roche Sechster geworden war. Saner festigte mit der viertbesten Laufzeit seine Position, und auch Rolf Plattner lief es endlich etwas besser, war er doch auf der leicht feuchten Piste schneller als in trockenen Training. Resultate 8. Lauf SGP beim Bergrennen Oberhallau 1. Fabian Eggenberger (Zürich), 3’44,98; 2. Sandro Fehr (Rorschacherberg), 3‘47,07; 3. Giuliano Piccinato (Bättwil), 3’48,37 (Gastfahrer); 4. Reena Jani (Plagne), 3’48,91; 5. Andreas Saner (Wahlen), 3’49,70; 6. Rolf Plattner (Münchenstein), 3‘2,02; 7. Hansueli Zahnd (Thun), 3’53,39; 8. Christian Lee (Eglisau), 4’03,87; Zwischenstand SGP nach 8 Läufen: 1. Eggenberger 166; 2. Fehr 146; 3. Team Flammer 136; 4. Zahnd 80; 5. Saner 76; 6. Plattner 72;