
«Im Moment ist mein Schlaf noch tipptopp, aber das liegt sicher am Suzuki, den ich fahren darf.»
Jakob «Köbi» Kamm ist OK-Präsident vom Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest ESAF 2025 Glarnerland+. In unserem Interview verrät der engagierte Glarner, wie Mollis zum Austragungsort des traditionsreichen Festes wurde und was wohl zu seiner grössten Herausforderung wird, wenn sich am 30. August 2025 die ersten zwei Bösen im Sägemehlring gegenüberstehen.
St. Gallen war bei der ESAF-Kandidatur der übergrosse Konkurrent – was hat den Ausschlag fürs Glarnerland und Mollis als Austragungsort gegeben?
(Lacht) Dass St. Gallen unser übergrosser Konkurrent war, würde ich eher im Reich der Legenden ansiedeln. Wir haben mit unserer Kandidatur schlicht drei Jahre vor St. Gallen angefangen. Ich konnte schon recht früh mehrere St. Galler Gemeinden mit ins Projekt holen. Insofern war es von Anfang an ein Miteinander. Vermutlich war aber auch ein gewisser David-gegen-Goliath-Effekt im Spiel. Das haben wir aber nicht forciert, sondern haben uns einfach um unser Projekt gekümmert. Was sicher noch einmal enorm geholfen hat, war die Landsgemeinde. Wir sind mit der Vorlage vors Stimmvolk, und die Bevölkerung von Glarus hat das Projekt mit grosser Mehrheit angenommen. Das war definitiv ein starkes Zeichen nach aussen.
Das Festgelände ist riesig. Im Vorfeld musstet ihr mit 46 Bodenbesitzern einig werden. Mit welchen Argumenten habt ihr die Besitzer überzeugt?
Da ich ein wenig aus bäuerlichen Kreisen komme, war es mir ein grosses Anliegen, die Bodenbewirtschafter von Anfang an mit im Boot zu haben. Ich hatte das Glück, im Rahmen meiner Sondierungsgespräche mit den Organisatoren vom ESAF 2019 Zug sprechen zu können und auf Kari Bürgler zu treffen. Kari war in Zug bereits für die Bodenschutzmassnahmen zuständig. Schnell wurde mir klar: diesen Kari müssen wir auch fürs ESAF Glarnerland+ begeistern. Neben den Entschädigungen geht es den Landwirten ja hauptsächlich um den Bodenschutz. Dank Kari konnten wir den Bodenbesitzern bis ins Detail aufzeigen, was für Massnahmen wir planen. Das hat Vertrauen geschaffen und selbstverständlich auch eine Stabilität in die Kandidatur gegeben.

Drei prominente Glarner vor dem offiziellen Festlogo: Der Schwinger Roger Rychen, OK-Präsident Jakob Kamm und Vreni «National» Schneider.
Was steht aktuell, Stand Ende Januar 2023, im Fokus der Vorbereitungen?
Im Moment geht es darum zu klären, wie die 56'500 Besucher und Besucherinnen, die wir am Tag X in der Arena haben wollen, aufs Festgelände gelangen. Selbstverständlich führen wir intensive Gespräche mit den SBB – durch die begrenzten Kapazitäten schaffen wir mit ihrer Unterstützung jedoch nur etwa 35 %. Ein weiteres Thema ist der Campingplatz. Wir planen dort mit bis zu 25'000 Übernachtungsgästen, die wir frei nach dem Motto «Früäner chu, speeter gu» auf dem Campingplatz unterbringen wollen. Und selbstverständlich steht das Thema Sponsoring aktuell sehr im Fokus. Wir haben zwar eine Weltpremiere mit sieben Premiumpartnern inklusive Suzuki als erstem Mobilitätspartner seit 15 Jahren, gleichzeitig ist jedoch immer noch ein grosser Betrag offen. Da gibt es also noch richtig viel zu tun.
Austragungsort vom ESAF ist der Flugplatz Mollis. Fliegen da die Sportflieger den Schwingern drei Tage lang um die Ohren?
Ja, weil Sportflieger und Düsenjets Schwingerwerte sind, brauchen wir das natürlich. (lacht). Nein, im Ernst: 2010 hat die Gemeinde Glarus Nord den Flugplatz gekauft. Dank guten Kontakten zum Gemeindepräsidenten konnten wir erreichen, dass im Betreibervertrag eine Lex ESAF verankert wird. Das Ziel ist natürlich, den Flugplatz in der heissen Phase möglichst lange betreiben zu können. Die Arena steht zwar neben und nicht auf der Piste, aber wir geraten mit den letzten 10 cm genau in den Sicherheitskorridor des Flugplatzes hinein. Ab dem Moment, also wenn die letzten Träger von der Arena gesetzt werden, wird die Fliegerei ausgesetzt. Die Rega und ein Transporthelikopterbetrieb, die auf dem Flugplatz einen Stützpunkt betreiben, sind davon selbstverständlich ausgenommen.
Ein Zitat von dir: «Ein Schwingfest wird dann erfolgreich, wenn das OK die Kosten von Anfang an im Griff hat». Ein Seitenhieb nach Pratteln oder eine Ansage an dich selbst?
Das ist eine Aussage aus dem Jahr 2012, da waren wir einfach eine Interessengemeinschaft von einer Handvoll projektbegeisterten Leuten. Damals war noch kein Schwinger und kein Politiker dabei. Wir hatten Urs Schneider, OK-Präsident vom ESAF Frauenfeld 2010, zu einem Vortrag eingeladen und keine Ahnung, was wir mit dem ESAF auf uns nehmen. Urs Schneider hat uns dann eine klare Thurgauer Ansage gemacht: «Ihr müend aifach wüsse, da isch kai Brodwuascht, da isch kai Waldfescht, ihr müend d’Chöschte vo Aafang aa im Griff ha.» Und er hat absolut recht, das ESAF ist definitiv kein Waldfest, das Budget wird etwa 36 bis 40 Millionen betragen. Das Sponsoring-Ziel sind 21 Millionen, das ist eine Riesenkiste. Insofern: Es stimmt, dass ich mit dem Kostenspruch oft zitiert werde, aber der eigentliche Vater dieser Erkenntnis ist eben Urs Schneider, OK-Präsident von Frauenfeld.

Blickt voller Zuversicht auf die Herausforderungen, die bei einem «Eidgenössischen» anstehen: OK-Präsident Präsident Jakob Kamm.
Die Kosten sind nur ein Faktor unter vielen: Wachst du nachts manchmal schweissgebadet auf, oder haben der OK-Präsident und sein Team bisher alles im Griff?
Man hat nie alles im Griff, und wahrscheinlich wissen wir auch von ein paar Dingen gar nicht, dass wir sie nicht im Griff haben. Im Moment schlafe ich gut, aber klar, die Meldung, dass Pratteln fünf Millionen teurer wird als Zug, das hat uns kurz unruhig werden lassen. Wir haben bald 170 Leute im OK, lediglich fünf davon haben den Job schon mal gemacht. Das ist verantwortungstechnisch definitiv nicht ohne. Im Moment ist der Schlaf jedoch tipptopp. Natürlich auch, weil ich mit einem Suzuki rumfahren darf (lacht).
Oh, das freut uns! Stichwort Mitarbeitende: Zu einem richtigen Volksfest gehört ein Heer von freiwilligen Mithelfenden. Melden sich diese wertvollen Kräfte von selbst?
Unter #zämägriifä haben wir im vergangenen November gut 2'200 Vereine angeschrieben. Mittlerweile haben sich bereits über 1'000 Personen angemeldet. Das freut uns sehr und geht vom Engagement her hoffentlich munter so weiter. Wir wollen ein guter Gastgeber sein und merken durch den Zulauf, dass unsere Vision eines Gastgeberkantons in der Glarner Bevölkerung ankommt.

Sie decken alle Mobilitätsbedürfnisse des OKs ab: Die beiden ESAF-Flaggschiffe NEW Suzuki S-CROSS und ACROSS.
Welche Rolle nimmt die Schweizer Armee ein? Was wird sie zum Gelingen des ESAF beitragen?
Eine immens wichtige Rolle. Wir gehen von 4'500 Mannstagen aus. Mindestens 4'000 brauchen wir. Wenn es darunter liegt, bekommen wir ein Problem im Arenabau. Die Armee wird also eine absolut bedeutende und zentrale Rolle haben. Ohne Militäreinsatz der Genietruppe wäre das ESAF 2025 Glarnerland+ nicht realisierbar.
Stichwort Helfende und Partner: Wer im OK fährt Suzuki, und inwiefern profitiert das ESAF schon jetzt von der kompakten Nr. 1 als Mobilitätspartner?
Aktuell fährt unser Projektleiter einen S-CROSS und ich einen ACROSS. Zusätzlich wird unser Geschäftsleiter per Ende 2023 noch mit einem weiteren Suzuki ausgerüstet. Mich persönlich beeindruckt der Fahrkomfort des ACROSS. Zudem schätze ich die Plug-In-Funktion. Kürzere und mittellange Strecken kann ich so ausschliesslich elektrisch bewältigen. Ausserdem ist der ACROSS für die Winterbedingungen sehr gut abgestimmt. Er bewältigt die Aufgaben, die ihm gestellt werden, wirklich sehr souverän.
Ein Blick in die Zukunft: Wo steckt Jakob Kamm, wenn am Morgen vom 30. August 2025 sich die ersten zwei Bösen im Sägemehlring begegnen?
Für mich gibt es ein festgelegtes Drehbuch. An diesem Morgen darf ich kurz vor dem ersten Zusammengreifen der Bösen in der Arena eine Ansprache halten. Ich freue mich jetzt schon auf meine zwei französischen Sätze in der Rede (lacht). Aber ich habe ja noch Zeit.